Projekte und Probleme der LIEBHERR-Rüstungsmanager

Lindauer Zeitung, 2. Jan 2015, auszugsweise

"Wir stehen vor neuen Herausforderungen" Liebherr-Aerospace investiert für das Projekt "Fabrik 2020" in Lindenberg insgesamt 200 Millionen Euro

LINDENBERG - Seit Monaten lockt die Baustelle Schaulustige an. Die Erweiterung des Westallgäuer Standorts der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH ist das größte Bauvorha ben weit und breit. Über das Projekt "Fabrik 2020", die Bedeutung von Airbus für das Unternehmen, den chinesischen Markt und die weiteren Perspektiven des größten Arbeitgebers im Landkreis hat Peter Mittermeier mit den drei Geschäftsführern Josef Gropper, Heiko Lütjens und Arndt Schoenemann gesprochen.

Airbus sorgt aktuell mit dem A 380 für Schlagzeilen. Die Produktion des größten Passagierjets könnte eingestellt werden. Wie stark würden Sie ein Aus des A 380 treffen?

Heiko Lütjens: Für die A 380 liefert die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH das wichtige Hochauftriebssystem. Was den möglichen Programm-Auslauf betrifft: Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen und können nur auf die Aussagen von Airbus verweisen.

Liebherr-Aerospace ist mit Airbus groß geworden. Welche Bedeutung hat Airbus heute für Sie?

Arndt Schoenemann: Mit Airbus machen wir circa 50 Prozent Umsatz. Es ist aber unser strategisches Ziel, unsere Abhängigkeit von einzelnen Kunden zu reduzieren. Wir haben heute mehr Kunden, sind global tätig. Nur um zwei Beispiele zu nennen: Wir sind bei der C-Series von Bombardier dabei, beim Embraer E-Jet. Wir reden hier von Stückzahlen von über 1000 Flugzeugen, die der brasilianische Hersteller liefern wird, also einem Programm, das nicht nebenbei läuft.

Die Erweiterung des Standorts läuft unter dem Stichwort Fabrik 2020. Wie weit sind Sie mit dem Vorhaben?

Josef Gropper: Wir sind mit der Logistik, der Flugsteuerung- und die Fahrwerksmontage umgezogen. Das lief teilweise fast parallel...

Liebherr-Aerospace hat vor wenigen Jahren knapp 2000 Mitarbeiter beschäftigt, heute sind es 2400. Gleichzeitig herrscht im Landkreis weitgehend Vollbeschäftigung. Finden Sie überhaupt noch genügend Mitarbeiter?

Schoenemann: Es bewerben sich ausreichend junge Leute...

Stichwort globale Partner. Liebherr-Aerospace versucht seit Jahren bei Boeing an Bord zu kommen. Wann fliegen Sie auch bei dem US amerikanischen Hersteller mit?

Schoenemann: Es gibt gute Gespräche zwischen Boeing und uns. Mehr können wir dazu derzeit nicht sagen.

Manager in der Automobilbranche blicken immer mal wieder neidisch auf die Luftfahrt. Während das Automobilgeschäft schnellen und starken Schwankungen ausgesetzt ist, haben Flugzeug-Programme eine lange Projektdauer. Das Geschäft ist also kalkulierbarer ...

Lütjens: Es stimmt in einem Punkt. Heute weiß in unserer Branche jeder, wer bis 2020 was macht. In einem anderen Punkt sind wir bei den Verhältnissen in der Autobranche angekommen. Der Preisdruck ist hier wie dort enorm. Ein Beispiel ist der Airbus A 320 neo. Unser Vertrag läuft bis 2020. Dann folgt eine Vertragsaktualisierung, die zwischen Airbus und Liebherr verhandelt werden muss. Um eine Vertragsverlängerung zu erreichen, müssen wir den Preis senken. Die Vorgabe lautet: Der Preis von heute minus zehn Prozent...

Schoeneniann: Wir reden in diesem Programm von insgesamt nochmals 5000 Flugzeugen. Wir werden über 50 Flugzeugsätze im Monat ausliefern. Das ist natürlich auch für unsere Wettbewerber hochattraktiv.

Sie haben in den vergangenen Jahren sehr viel in die Entwicklung investiert. Brauchen Sie denn die ganzen Ingenieure noch?

Lütjens: Wir beschäftigen in Lindenberg rund 600 Ingenieure. Dabei haben wir eine gewisse Flexibilität, die wir nutzen, Stichwort Leiharbeit...

Was bedeutet das für Liebherr-Aerospace?

Schoenemann: Wir gehen mit der Entwicklung komplett in Vorleistung. Diese Kosten müssen wir über die Laufzeit des Programms refinanzieren oder aber durch den AfterSales-Service, also beispielsweise Wartung und Reparatur im Rahmen des Kundendiensts. Dort nimmt allerdings der Wettbewerb rapide zu. Immer mehr Flugzeughersteller steigen in das Kundendienstgeschäft ein.

Mit welchem Wachstum rechnen Sie in den kommenden Jahren?

Lütjens: In der Luftfahrt-Branche gehen wir von einer Größenordnung von fünf Prozent pro Jahr aus, In 20 Jahren werden nach aktuellen Schätzungen 36 000 bis 38 000 Flieger unterwegs sein. Heute sind es gut 18 000, von denen circa 10 000 Flugzeuge erneuert werden müssen.

Das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland ist angespannt. Sie sind Partner des russischen Flugzeugbauers Suchoi. Spüren Sie im Alltagsgeschäft etwas von den Spannungen?

Gropper: Nicht in unserem Alltagsgeschäft. Natürlich wird über das Thema geredet. Manche Unternehmen in Russland haben auch Probleme, sich über Banken zu refinanzieren.

Sie sind beim chinesischen Flugzeugbauer COMAC mit an Bord. Welche Bedeutung messen Sie dem Markt bei?

Schoenemann: Asien ist der am stärksten wachsende Markt für die Luftfahrtbranche. Das ist das eine. Das andere: COMAC produziert erst einmal für den regionalen Markt. Das wird sich aber ändern. Das Unternehmen hat das erklärte Ziel, die Nummer drei auf dem Weltmarkt zu werden. Der Druck auf die anderen Flugzeughersteller wird deshalb stark zunehmen. Dank unseres Joint Ventures mit unserem chinesischen Partner sind wir gut aufgestellt.

China gilt was den Patentschutz angeht nicht gerade als Musterknabe. Haben Sie keine Bedenken, dass Know How gestohlen wird?

Gropper: Natürlich ist das in einer High-Tech-Branche immer ein Thema. Für uns ist China eine strategische Entscheidung. Wenn wir es nicht machen, dann ein Wettbewerber. Sie können heute nicht nach China gehen und das Land nur als Absatzmarkt sehen. Sie müssen auch vor Ort fertigen...

Liebherr stellt auch 2013 weiter ein

Schwäbische Zeitung, 11.04.2013, von Susanne Schulz
Der Technologiekonzern erwartet nach Umsatzplus 2012 eine moderate Entwicklung

Mit etwa 11000 Mitarbeitern ist die Firmengruppe Liebherr einer der größten Arbeitgeber in der Region zwischen Ostalb und Bodensee. Gestern legte der Baumaschinen- und Kühlgerätehersteller seine Jahresbilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vor.

„2012 war ein sehr erfreuliches Jahr für die Firmengruppe. Wir haben den höchsten Umsatz der Unternehmensgeschichte erzielt“, sagte Stefan Heissler, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG mit Sitz im schweizerischen Bulle. Der Umsatz kletterte nämlich um neun Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Zwei Drittel davon erwirtschaftete Liebherr mit Baumaschinen und Minengeräten. Der Konzerngewinn stieg in dem Zeitraum um knapp 12 Prozent auf rund 540 Millionen Euro. „Für das laufende Jahr 2013 gehen wir von einer Seitwärtsbewegung aus. Das heißt, wir erwarten einen Umsatz in der Größenordnung des Vorjahres“, fügte Heissler hinzu. Dieser Umstand ist vor allem der weiter abflauenden Weltkonjunktur – insbesondere in Europa – zu verdanken. Bereits im Schlussquartal 2012 bekam Liebherr die schwindenden Auftragseingänge zu spüren. Besonders in den Bereichen Baumaschinen und Minengeräte werde sich das Geschäft „eher moderat“ entwickeln, hieß es weiter. Und das, obwohl in diese Sparte mit rund 560 Millionen Euro 2012 knapp 67 Prozent der Gesamtinvestitionen flossen. Dennoch sieht die Spartenprognose mau aus, weil der größte Liebherr-Absatzmarkt mit einem Umsatzvolumen von 3,97 Milliarden Euro immer noch im krisengebeutelten Westeuropa liegt. Liebherr konnte seine Erlöse hier 2012 nur um vier Prozent steigern, wohingegen Osteuropa mit einem Plus von 16 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro rasant aufholte. Auch im laufenden Jahr will Liebherr bei den Investitionen nichts ändern. Diese werden wieder bei rund 840 Millionen Euro liegen.

Trotz der moderaten Aussichten, soll es zwischen Ostalb und Bodensee aber keine Abstriche geben: „Laut aktueller Planung werden auch im Jahr 2013 an diversen Liebherr-Standorten in der Region neue Arbeitsplätze entstehen.“

Infokasten "Liebherr-Standorte in der Region"

  1. Der Hersteller von Baggern und Kühlschränken ist in der Region an vielen Standorten vertreten: In Ehingen (Alb-Donau-Kreis) mit 2900 Mitarbeitern und Biberach mit 2460 Mitarbeitern stellt Liebherr vor allem Krane her.
  2. In Neu-Ulm hat das Unternehmen im Herbst 2012 den Betonpumpenhersteller Waitzinger übernommen, der seit Januar 2013 unter dem Namen Liebherr-Betonpumpen GmbH firmiert (50 Mitarbeiter).
  3. In Kirchdorf (Landkreis Biberach) produziert Liebherr Hydraulikbagger und plant den Bau eines Logistikzentrums (1740 Mitarbeiter).
  4. In Ochsenhausen (Landkreis Biberach) stellt das Unternehmen Hausgeräte her (1840 Mitarbeiter).
  5. In Bad Schussenried (Landkreis Biberach) werden Betonmischer gebaut (680 Mitarbeiter).
  6. Am Standort Lindau (Bodensee) produziert der Konzern Elektronikbaugruppen (550 Mitarbeiter).
  7. In Friedrichshafen (Bodensee) befindet sich ein Zweigwerk der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH mit 300 Mitarbeitern.
  8. Dazu kommen noch einige interne Liebherr-Dienstleistungs-, Vertriebs- und Servicegesellschaften.
  9. Anmerkung der WvB-Redaktion: Es fehlt in diesem Zeitungsartikel die Angabe, wie viele Mitarbeiter(innen) bei Liebherr-Aerospace in Lindenberg arbeiten.

(Aktualisiert: 11.04.2013 10:03)

 


In einem alten Buch steht: "Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind." Weiter
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Papst Franziskus am 3.Juni 2019 bei einer Begegnung mit den Teilnehmenden der Vollversammlung der katholischen Hilfswerke für die Ostkirchen (ROACO).

Ähnlich Papst Franziskus auch am 21. Juni 2015: „Manager, Unternehmer die sich Christen nennen und die Waffen herstellen! Das macht mich ein bisschen misstrauisch: Sie behaupten, sie seien Christen!"  Was die Kirchen sonst zur Rüstung sagen: 1. Bischöfe, 2. Diözese, 3. GKKE, 4. Radio, 5. EKM, 6. EKHN, 7. EKD

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