Häuserkampf gegen Aufständische. Die EADS hilft auch hier gerne mit moderner Elektronik.

EADS-Cassidian arbeitet an dem Bundeswehr-Auftrag "Die Infanterie der Zukunft".

Der Hintergrund: Die Bundeswehr verfolgt seit Anfang der neunziger Jahre ein Programm zur Modernisierung der Ausrüstung ihrer Infanterie. Seit dem Jahr 2004 werden erste Komponenten der Ausrüstung an die Truppe ausgegeben.

Mit diesem Programm wird der Zweck verfolgt, Soldaten im Einsatz umfassend und mit bestmöglicher Ausrüstung auszustatten. Da im überwiegenden Fall die bisherige Ausrüstung nicht aufeinander abgestimmt war, wurden neue Lösungsmöglichkeiten für einen integrierten Systemansatz verfolgt. Im Vordergrund steht Kommunikation, Orientierung und Bewaffnung.

Im Mittelpunkt steht eine zehn Mann starke Infanteriegruppe. Jeder dieser Soldaten erhält Teile der aus ca. 20 Komponenten bestehenden Ausrüstung. Im Bereich der Kleidung und Schutzausstattung gibt es einen einheitlichen Standard. Die einzelnen Komponenten der Ausstattung werden auf die Gruppe verteilt. Die Ausrüstung die gerade nicht benötigt wird, verbleibt auf dem Gefechtsfahrzeug. Durch bewährte Komponenten die auf dem freien Markt zu kaufen sind und durch Neuentwicklungen, konnte eine flexible und modulare Ausrüstung erstellt werden. Ein großer Vorteil ist auch die Gewichtsreduzierung der Ausrüstung von ca. 47 kg auf 30 kg, je Soldat.

Für jede Klimasituation wird die Kleidung, von der Funktionsunterwäsche bis zum Kampfstiefel, angepasst. Im Folgenden wird aber das Augenmerk auf die technischen Komponenten gelegt.

Eine Revolution stellt die Elektronikausrüstung dar, sämtliche elektronische Gegenstände werden entweder an oder in der Trageweste getragen. Im Rücken der Weste befindet sich ein UHF-Funkgerät, auf der Brust ist ein „Personal Data Assistand“ angebracht. Mit ihm kann die eigene Position ermittelt werden und auch die der Kameraden, um Verluste durch „friendly fire“ zu minimieren. Ebenso dürfen ein digitaler Kompass integriert in einem Messfernglas und ein Headset nicht fehlen. Mit dem Informationssystem „Faust“ (von EADS) wird das Zusammenspiel der verbundenen Waffen verbessert. Zu den weiteren Ausrüstungsgegenständen gehören noch eine Restlichtverstärkerbrille, Restlichtverstärkerrohr sowie ein Wärmebildzielgerät. Diese können einzeln oder auch in Verbindung mit den Handfeuerwaffen genutzt werden. Aber auch hier gibt es Neuerungen, wie eine Nahbereichsverteidigungswaffe MP 7 oder mögliche Zusatzausstattungen für das deutsche Standardgewehr G36 z.B. mit einem Laserlichtmodul oder ein Abschussgerät für Granatpatronen (vgl. Soldat und Technik 8/2004). Die Drohne Aladin, die eine Flügelspannweite von nur 42 cm misst, gehört ebenso zur zukünftigen Ausrüstung. Sie wurde schon erfolgreich in Afghanistan durch deutsche Truppen getestet.

Da das Programm „Infanterist der Zukunft“ modular aufgebaut ist, werden ständig Neuerungen in das System integriert, die vor allem den technischen, sowie waffentechnischen Bereich beinhalten. Somit schwanken die Kosten für eine Infanteriegruppe von zehn Mann zwischen 250.000 bis 270.000 Euro. Mit dem neuen Ausrüstungskonzept schafft die Bundeswehr die Möglichkeit schon in den heutigen Einsätzen den Infanteristen mit modernster Technik auszustatten. Dies ermöglicht ihm seine Überlebens-, sowie Durchhaltefähigkeit entscheidend zu erhöhen. Aber es ist darauf zu achten, dass man keiner Technikgläubigkeit verfällt, da die Nutzung moderne Technologien auch immer eine gewisse Fehler- und Ausfallanfälligkeit besitzt, die unter Umständen das Leben des Soldaten kosten kann.

Hier der sachkundige Artikel von Lühr Henken
aus der
Zeitschrift "Wissenschaft & Frieden" 2011/1

Für die Infanteristen der Bundeswehr ist Häuser-, Straßen- und Stadtkampf in der Ausbildung auf der Ortskampfanlage im unterfränkischen Hammelburg und auf der Stadtkampfanlage im brandenburgischen Lehnin seit langem Alltag. Dort wird jeweils in Kompaniestärke das Vorgehen gegen Aufständische trainiert.

Grundlage für die moderne infanteristische Ausbildung der Bundeswehr ist der vom US-General der Marineinfanterie Charles Krulak Ende der 90 Jahre entwickelte Begriff »Three Block War«. Der besagt, dass die moderne Infanterie im Prinzip drei Einsätze gleichzeitig durchführen müsse. Zugespitzt heiße das: In einem Häuserblock Aufständische bekämpfen, im anderen humanitäre Hilfe leisten und im dritten »Peacekeeping« zu betreiben. Dies erfordere eine flexible, schnelle, vielseitige Reaktionsfähigkeit in einem multinationalen Ansatz und einer »vernetzten Operationsführung«. Die Bundeswehr habe es dabei mit »irregulären Kräften« zu tun. Damit sind Terroristen, Partisanen, Guerillas und Milizen gemeint, die »asymmetrisch« kämpften. Dem System »Infanterist der Zukunft« wird in solchen Kampfeinsätzen der Bundeswehr künftig eine Schlüsselfunktion zugedacht.

Infanterie der Bundeswehr

Aktuelle Aufgaben der Infanterie sind neben dem urbanen Kampf, feindliche Infanterie und deren gepanzerte Fahrzeuge zu bekämpfen, schnelle Anfangsoperationen zu ermöglichen, und – in Zusammenarbeit mit dem Kommando Spezialkräfte (KSK) – Evakuierungen vorzunehmen und Objekte zu schützen. „Nur durch infanteristischen Einsatz können Wälder, Ortschaften, Gebirge gehalten oder genommen, kontrolliert und überwacht werden,“ schrieb Brigadegeneral Wolf-Dieter Löser, damaliger Kommandeur der Infanterieschule, in der Militär-Monatszeitschrift »Soldat und Technik« in Heft 1/2000.

Der Infanterie werden auch nach dem Ende der aktuell geplanten Umstrukturierung der Bundeswehr folgende Verbände zugeordnet:

  • vier Fallschirmjägerbataillone mit jeweils 570 Soldaten, zwei in Seedorf (Niedersachen), zwei in Lebach und Zweibrücken;
  • drei Gebirgsjägerbataillone mit jeweils 880 Soldaten in Bad Reichenhall, Bischofswiesen und Mittenwald (alle in Bayern);
  • ein Jägerbataillon mit 670 Soldaten in Donaueschingen (Baden-Württemberg) als Teil der deutsch-französischen Brigade;
  • ein luftbewegliches Infanterieregiment mit Teilen in Schwarzenborn (Hessen) und drei Kompanien in Hammelburg (Bayern) mit insgesamt 1.800 Soldaten als Element der Luftbeweglichen Brigade 1;
  • sechs Panzergrenadierbataillone, die nur im abgesessenen Zustand (außerhalb der gepanzerten Fahrzeuge im Freien) der Infanterie zugerechnet werden, jeweils mit zwischen 480 und 625 Soldaten;
  • dazu kommen noch Marineschutzkräfte und spezialisierte Einsatzkräfte der Marine in Eckernförde und ein infanteristischer Objektschutz der Luftwaffe.

Die vier Fallschirmjägerbataillone als Bestandteile der Luftlandebrigaden in Saarlouis und Oldenburg sind der Division Spezielle Operationen (DSO) in Stadtallendorf (Hessen) unterstellt. Der Schlachtruf der DSO ist Programm: „einsatzbereit – jederzeit – weltweit“.

Die drei Gebirgsjägerbataillone werden auf Einsätze in schwierigstem und gebirgigem Gelände, aber auch in Wüsten und Dschungelgebieten unter schwierigsten Wetter- und Klimabedingungen ausgebildet. Das Jägerbataillon soll luftgestützt den Stadt- und Waldkampf führen.

Das Jägerregiment ist als Teil der Division Luftbewegliche Operationen (DLO) ein Infanterieverband mit ABC-Kampfabwehrmitteln, Flugabwehr und Pionierfähigkeiten, der luftgestützt eingesetzt wird, also im Verbund mit Transport- und Kampfhubschraubern operiert. Dieses luftbewegliche Infanterieregiment ist mit 77 Kleinpanzern Wiesel und 188 geschützten Transportfahrzeugen Mungo ausgerüstet. Die Aufgaben des Jägerregiment 1 sind: „Nehmen und Halten von Geländeabschnitten, urbane Operationen, permanente Präsenz in Stabilisierungsoperationen, hohe Beweglichkeit und schnell verfügbare Infanteriereserve“ (Brigadegeneral Reinhard Wolski, Strategie und Technik, August 2006, S.14).

Das Jägerregiment ist organischer Bestandteil der neuen Luftbeweglichen Brigade 1 in Fritzlar, deren zentrale Ausrüstung 64 Kampfhubschrauber Tiger und 32 Transporthubschrauber NH-90 sein werden. Der Tiger ist „das modernste Waffensystem seiner Art. Er ist mit seiner Agilität und der Ausstattung in den Bereichen Sensorik, Schutz und Bewaffnung das herausragende Mittel für alle Einsätze, insbesondere im »Three-Block-Operations-Szenario«“ (ebd.). Ab 2014 soll die »volle Einsatzbereitschaft« der Luftbeweglichen Brigade hergestellt sein. Diese Kampftruppe wird aus dem Stand einsetzbar sein und steht nach Bundeswehrselbstzeugnis „damit qualitativ auch international an der Spitze“ (Oberstleutnant Hans-Jörg Voll, Strategie und Technik, März 2005, S.22). Insgesamt sollen 80 Tiger angeschafft werden, die inklusive Bewaffnung 5,3 Mrd. Euro verschlingen. Im Zusammenwirken mit den Verbänden der Luftbeweglichen Brigade 1 ist das Jägerregiment auf »Operationen in der Tiefe« ausgerichtet.

Eine Infanteriegruppe besteht aus zehn Soldaten, denen verschiedene Gruppenfahrzeuge zur Verfügung stehen. Im Jägerregiment, im Jägerbataillon sowie in einem der drei Gebirgsjägerbataillone wird der GTK Boxer zum »Mutterschiff« der Infanteriegruppe. Vom 32 Tonnen schweren, achträdrigen und mehr als 100 Stundenkilometer schnellen Gepanzerten Transportkraftfahrzeug (GTK) Boxer sind 272 Stück bestellt worden. Die sechs Panzergrenadierbataillone erhalten jeweils 44 Schützenpanzer Puma. Bis 2020 sollen insgesamt 410 Puma zum Preis von 3,9 Mrd. Euro beschafft werden. Sechs Grenadiere haben in einem Puma Platz. Der je nach Panzerung zwischen 31,5 und 41 Tonnen schwere Puma zeichnet sich durch hohe Beweglichkeit, Feuerkraft und starke Panzerung aus und ist im urbanen Kampf das ideale Kampffahrzeug. Besonders perfide: Die »Air Burst Munition« der Maschinenkanone ist eine rechnergestützte »intelligente Munition«, die die Granate je nach Wunsch kurz vor dem Aufprall in 135 Subprojektile zerlegen kann, was speziell gegen Menschen gerichtet ist. Dies „verschafft dem neuen Schützenpanzer eine hohe Durchsetzungsfähigkeit auch in bebautem Gelände“, stellen Oberstleutnant Gerd Engel und Oberstleutnant i.G. Jürgen Obstmayer in »Strategie und Technik« (Januar 2006) fest.

Für die schnelle »strategische Verlegefähigkeit« werden 53 Airbusse A400M (Kosten 9,2 Mrd. Euro) eigens so konstruiert, dass einer entweder zwei Tiger-Kampfhubschrauber oder einen Transporthubschrauber NH-90 oder einen Puma oder einen Boxer oder 116 Soldaten mit Ausrüstung weltweit transportieren kann. Fallschirmspringer und Lasten können während des Fluges abgesetzt werden.

Insgesamt umfassen die infanteristischen Kräfte der Bundeswehr etwa 11.000 hoch ausgerüstete und schnell weltweit verlegbare Kampfsoldaten, die alle mit dem System Infanterist der Zukunft (IdZ) qualitativ aufgerüstet werden sollen.

Hightech im Kampfanzug

Ende der 1980er Jahre startete die NATO ein »Soldatenmodernisierungsprogramm«, das vor allem zum Ziel hat, die hohe Gewichtsbelastung eines Infanteristen zu reduzieren und seine Leistungsfähigkeit (Durchsetzungs-, Überlebens-, Führungs-, Durchhaltefähigkeit und Beweglichkeit) zu steigern. Von 1997 bis 1999 wurde ein Experimentalprogramm durchgeführt, in dem vor allem Anforderungen an das Orientieren, Navigieren, Zielaufklären und Bewegen bei Tag und Nacht, Tarnung gegen Wärmebildaufklärung, Kommunikation in der Infanteriegruppe, Helmdisplay, Sprachbedienung der Software »Digitale Karte« und der ABC-, Laser- und Splitterschutz ermittelt wurden.

In den Taschen eines modularen Tragesystems eines Infanteristen lassen sich offensichtlich viele Dinge unterbringen, denn in der Bundeswehr führten die Entwicklungen zu einem »Basissystem«, zu dem im Wesentlichen folgende Ausrüstung zählt: ein UHF-Gruppenfunkgerät (Reichweite 700 Meter in bebautem und mehr als 1.300 Meter in freiem Gelände) und ein Navi-Pad, dessen Software mittels GPS eine sichere Orientierung ermöglicht. Das Display zeigt Karten des Einsatzlandes. Texte und Grafiken können erstellt, bearbeitet und drahtlos über das Funkgerät versandt werden. Das Navi-Pad ist mit einem Messfernglas über eine Bluetooth-Schnittstelle verkoppelt, so dass Zielmeldungen des Laserentfernungsmessers in die Karte eingeblendet und verarbeitet werden können. Der Infanterist verfügt über einen Restlichtverstärker in Brille und Fernrohr. Das Zielgerät auf der Waffe lässt mit Hilfe von Wärmebildgeräten die Identifizierung von Fahrzeugen auf 1.500 Meter und Personen auf 500 Meter Entfernung zu.

Die Infanteriegruppe ist zu 100 Prozent nachtkampffähig. Sie ist modular mit vier verschiedenen Waffen ausgestattet: Maschinenpistole MP7 (Reichweite 200 Meter), Sturmgewehr G-36 (Reichweite 300 Meter), Maschinengewehre MG3 und MG4 (Reichweite 1.200 bzw. 600 Meter) und Gewehr G82 mit einer Reichweite von 1.800 Meter.

Einsatzerfahrungen ergaben, dass die Infanteriegruppe zukünftig in zwei identische, in sich differenziert ausgerüstete Vierertrupps unterteilt werden soll. Zurück bleiben Fahrer und Waffenbediener im GTK Boxer, dem „Mutterschiff“ der Infanteriegruppe. Der Boxer ist Truppentransporter, Waffen- und Materialträger und Aufladestation für die Akkus der Infanteriegruppe. Seit Ende 2004 wurden insgesamt 217 Basissysteme IdZ (d. h. für 2.170 Soldaten zum Stückpreis von zirka 35.000 Euro pro Soldat) an die Bundeswehr ausgeliefert. Zum Einsatz kommen die Systeme bei den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan, bei der deutschen Truppe in der NATO Response Force und in den Fallschirmjägerbataillonen, und sie wurden bereits 2006 im Kongoeinsatz genutzt. Die Systemführerschaft für das Basissystem liegt bei EADS.

IdZ-ES

Ab 2012 sollen rund 900 »Erweiterte Systeme« (IdZ-ES) für 9.000 Soldaten beschafft werden, die der Infanterie, den Panzergrenadieren und der Luftwaffen- und der Marinesicherung angehören.

Insbesondere um die Infanteriegruppe in das System der Vernetzten Operationsführung einzubinden und auch eine weitere Leistungssteigerung zu erzielen, ist Rheinmetall Defence Electronics (RDE) in Bremen als gesamtverantwortliche Firma seit August 2006 gemeinsam mit Unterauftragnehmern damit befasst, ein technisches Gesamtkonzept des Erweiterten Systems IdZ-ES zu entwickeln.

Im IdZ-ES soll der Soldat auf seinem Helmdisplay Informationen über die Lage und Position seiner Gruppe und der Nachbargruppe sowie seinen Auftrag und Warnmeldungen mit hoher Auflösung dargestellt bekommen. Auf dem Helmdisplay sollen auch Videoaufnahmen oder Aufnahmen von Wärmebildbeobachtungsgeräten möglichst echtzeitnah eingespielt werden können. Umgekehrt soll der Infanterist selbst neben Daten und Sprache auch Bilder und kurze Videosequenzen digital an seine Gruppe versenden können. Der Gruppenführer und sein Stellvertreter sind mit der übergeordneten Führungsebene abhörsicher verbunden und können über die Karte, die Lage, die Planung und den Status mit der Gruppe und der Führung kommunizieren.

Von zentraler Bedeutung ist es, die Infanteriegruppen über die Digitalisierung von Sprache, Daten und Video an das »Führungsinformationssystem Heer« anzubinden. So ist über die GPS-Integration die Darstellung eines digitalen Lagebildes in Echtzeit auf jeder Führungsebene möglich. Eben dies wird mit der Vernetzten Operationsführung nicht nur auf nationaler Ebene, sondern im multinationalen NATO- und EU-Rahmen angestrebt. Aufgerüstet wird die IDZ-ES-Gruppe mit Panzerfaust-3 und Splittergranaten.

Vernetzte Operationsführung

Die Vernetzte Operationsführung wird in der Bundeswehr als „Kernelement ihrer Transformation“ (Weißbuch der Bundeswehr, 2006, S.92) begriffen, der die »Eingreifkräfte« der Bundeswehr unterliegen. Vernetzte Operationsführung bedeutet, man schafft „einen alle Führungsebenen übergreifenden und interoperablen Informations- und Kommunikationsverbund. Dieser verbindet alle relevanten Personen, Truppenteile, Einrichtungen, Aufklärungs- und Waffensysteme.“ Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass jeder auf seinem Display dasselbe Lagebild hat. Der militärische Vorteil: „Nicht mehr die klassische Duellsituation auf dem Gefechtsfeld steht künftig im Vordergrund, sondern das Ziel, auf der Basis eines gemeinsamen Lageverständnisses Informations- und Führungsüberlegenheit zu erlangen und diese in Wirkung umzusetzen. Ziel ist dabei neben dem Erfolg auf dem Gefechtsfeld auch die Einwirkung auf die Willensbildung des Gegners. Damit wird militärisches Handeln im gesamten Aufgabenspektrum schneller, effizienter und effektiver“ (ebd.).

Zweck der Sache: die Beschleunigung der Entscheidungsfindung, was den entscheidenden Vorteil im Krieg bringen soll. Wie wird das technisch umgesetzt? Für weltweite Einsätze der NATO Response Force entwickelt eine Firmengruppe ein C4ISR-System (Command, Control, Communications, Computers, Intelligence, Surveillance und Reconnaissance – Kommando, Kontrolle, Kommunikation, Computer, Geheimdienst, Überwachung und Aufklärung), das sich Alliance Ground Surveillance (AGS) nennt. Die EU kann auf diese NATO-Ressource zugreifen.

Das zentrale Element von AGS ist der unbemannte Flugkörper (Drohne) Global Hawk. Der mit einem Radarsystem ausgestattete Global Hawk kann binnen 24 Stunden ein Gebiet von der Größe Nordkoreas ausspionieren – und dies 5.500 Kilometer von seinem Startplatz entfernt. Die Bundeswehr plant, sechs Global Hawk zu kaufen, um diese mit der NATO-AGS zu verknüpfen. Unbemannte Flugkörper werden in der Bundeswehr als „Kristallisationspunkt für die Transformation in Bundeswehr und Luftwaffe“ gesehen, so Oberstleutnant i.G. Michael Trautermann in »Strategie und Technik« (November 2005, S.41). Als Weiterentwicklung des Global Hawk soll der Euro Hawk [zentrale Elemente dieser Drohne werden in Immenstaad entwickelt] fungieren, von dem bis 2014 vier Stück hergestellt sein sollen.

Insbesondere vom Verbund mit dem Drohnensystem Kleinfluggerät Zielortung (KZO) von Rheinmetall Defence Electronics erwartet man sich Wunder bezüglich der Anbindung des IdZ-ES an die Vernetzte Operationsführung. Das KZO, als fliegendes (Infrarotlicht-) Auge über dem Gefechtsfeld für die präzise Zielbestimmung und Wirkaufklärung von Artilleriebeschuss konstruiert, kann Videolivebilder von überflogenem Gebiet aus mehr als 50 Kilometer Entfernung übertragen. Bilder können sowohl der IdZ-ES-Truppe als auch jeder Führungszentrale live zugänglich gemacht werden, und das KZO wäre durch die Infanteriegruppe selbst steuerbar. So zumindest die als machbar bezeichnete Zukunftsvision von RDE. Das Heer verfügt bereits heute über sechs KZO-Systeme. Da jedes System zehn wieder verwendbare Drohnen beinhaltet, handelt es sich um insgesamt 60 Drohnen. 15 davon sind in Afghanistan im Einsatz.

Die durch Aufklärung gewonnenen Daten sollen über einen Verbund von Führungsinformationssystemen der Streitkräfte insgesamt mit dem Führungsinformationssystem des Heeres und insbesondere mit dem Führungs- und Waffeneinsatzsystem für landbasierte Operationen in Waffenwirkung umgesetzt werden. Zum Aufbau der weltweiten Führungsfähigkeit der Bundeswehr gehören darüber hinaus mindestens ein Dutzend weiterer Systeme. Die weltweite Führung soll über die zweite Stufe des Satellitenkommunikationssystem SATCOMBw, das ab Ende 2011 seinen vollen Betrieb aufnehmen soll, abgesichert werden. SATCOMBw ist für die Vernetzte Operationsführung unerlässlich.

Den diesen aggressiven Vorhaben zugrunde liegenden Zweck offenbarte das Weißbuch der Bundeswehr aus dem Jahr 2006 (S.19). Es müsse „die Sicherung der Energieinfrastruktur gewährleistet werden“. Um die Konkretisierung dessen sorgte sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion in ihrer »Sicherheitsstrategie für Deutschland« vom Mai 2008. Dort heißt es: „Die Herstellung von Energiesicherheit und Rohstoffversorgung kann auch den Einsatz militärischer Mittel notwendig machen, zum Beispiel zur Sicherung von anfälligen Seehandelswegen oder von Infrastruktur wie Häfen, Pipelines, Förderanlagen etc.“ Offensichtlich wollen diese Herrschaften die Bundeswehr zur Führung grundgesetzwidriger weltweiter Rohstoff- und Wirtschaftskriege aufrüsten. Es wird höchste Zeit, dem einen Riegel vorzuschieben.

Autor: Lühr Henken (Zeitschrift für Wissenschaft & Frieden" 2011/1, Seite 11-13. Lühr Henken ist im Vorstand des Hamburger Forums für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung e.V. und einer der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, außerdem Beirat der Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.

Unser Kommentar: Die Infanterie wird sich auch mit der Hightech-Ausrüstung keine Freunde z.B. in arabischen Ländern machen. 

Wir fordern:
(1.) Geld, Arbeitszeit und Intelligenz nicht mehr in militärische "Konfliktlösungen" investieren!
(2.) Geld, Arbeitszeit und Intelligenz in Friedensforschungsinstitute, in die Ausbildung von internationalen Konflikt-Bearbeitungs-Spezialisten! Auf diese Weise könnte unser Land nachhaltig zum Frieden auf der Welt beitragen.


In einem alten Buch steht: "Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind." Weiter
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Papst Franziskus am 3.Juni 2019 bei einer Begegnung mit den Teilnehmenden der Vollversammlung der katholischen Hilfswerke für die Ostkirchen (ROACO).

Ähnlich Papst Franziskus auch am 21. Juni 2015: „Manager, Unternehmer die sich Christen nennen und die Waffen herstellen! Das macht mich ein bisschen misstrauisch: Sie behaupten, sie seien Christen!"  Was die Kirchen sonst zur Rüstung sagen: 1. Bischöfe, 2. Diözese, 3. GKKE, 4. Radio, 5. EKM, 6. EKHN, 7. EKD

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