SÜDKURIER Konstanz 01.02.2012

PPO und CONTRA „Ist die Kooperation von Bildungseinrichtungen und Unternehmen mit Rüstungssparte unverfänglich?“

Contra: Kim Schuchhardt ist Studentin der Universität Konstanz und Mitglied im Referat Zivilklausel. Sie findet die Zusammenarbeit zwischen Schulen oder Hochschulen und Unternehmen wie EADS oder ZF bedenklich.

Die Aufgabe von Schulen und Universitäten ist nicht die Vermittlung von potenziellen Arbeitsplätzen oder die Vernetzung mit großen Arbeitgebern, sondern die Heranbildung von Menschen mit Fachwissen, denen ein friedliches Zusammenleben und eine gewaltfreie Zukunft am Herzen liegen. Es ist Aufgabe der Schulen, die grundgesetzliche Verpflichtung zu „Frieden und Gerechtigkeit in der Welt“ an Jugendliche und junge Erwachsene weiterzugeben. Eine Zusammenarbeit mit Rüstungskonzernen widerspricht der Maxime des friedlichen Zusammenlebens, denn diese profitieren von Krieg und weltweitem Wettrüsten. Zum Beispiel hat EADS alle Parteien im jüngsten Libyenkrieg mit Waffen ausgerüstet, mit denen sie sich dann gegenseitig bekämpft haben. Die gezielte Werbung von EADS an Schulen und Hochschulen soll einzig gut qualifizierte Arbeitskräfte anlocken und das zivile Renommee des Konzerns verbessern. Es ist bestürzend, wie leichtfertig sich Rektoren für PR-Zwecke einspannen lassen. Das vermeintlich gut gemeinte Engagement von EADS an der Uni, der HTWG und vier Gymnasien im Kreis Konstanz folgt einer groß angelegten Werbekampagne, die das Ziel hat, den größten europäischen Waffenproduzenten als harmloses Hightech-Unternehmen darzustellen. Doch EADS ist und bleibt ein Rüstungskonzern, der unter anderem Atomwaffenträgersysteme (M51), militärische Kommunikationssatelliten (Skynet5) und unbemannte Spionageflugzeuge (Euro Hawk, UCAV) produziert. Diese Produkte dienen dem Krieg und schüren weltweit Leid und Trauer. Nur für EADS sind sie gut: Profit durch Krieg. Schulen und Hochschulen sollten sich nicht mit solchen Maximen verbünden.

Pro: Lothar Belz ist Pressesprecher bei EADS-Cassidian und findet eine solche Zusammenarbeit nicht nur unverfänglich, sondern sogar wichtig.

Was sollte daran „verfänglich“ sein, wenn Unternehmen einer Hochtechnologiebranche mit Bildungseinrichtungen kooperieren? Ist es nicht vielmehr begrüßenswert, wenn Schulen ihren Schülern die Möglichkeit geben, die Arbeitsweise in internationalen Unternehmen kennen zu lernen und Einblicke in die Welt der Technik zu gewinnen? Und zwar da, wo Technik konkret wird, wo Spitzenleistungen gefordert sind, wie in der Luft- und Raumfahrt oder der Sicherheitselektronik. Ganz zu schweigen davon, dass Schüler und Studenten dabei praktische Fertigkeiten erwerben und Kontakte knüpfen, die sie später nutzen können, sei es für Ferienjobs, Praktika oder gar für eine eventuelle Berufswahl. Die Betonung liegt hier auf „Können“! Niemand zwingt die jungen Leute, von diesen Erfahrungen Gebrauch zu machen. Es ist ein Angebot. Was also sollte daran verfänglich sein, Schülern – um bei diesem Beispiel zu bleiben – bei ihrer freien Entscheidung über ihren künftigen Beruf die Technik als eine von vielen Möglichkeiten zu zeigen? Dass diese Technik auch für Verteidigungs- und Sicherheitszwecke eingesetzt werden kann, ist kein Gegenargument. Denn es ist alles andere als verfänglich, dass in Immenstaad ein Hinderniswarnradar entwickelt wird, das den sicheren Einsatz von Polizei-, Militär- oder Rettungshubschraubern auch bei extrem schlechten Sichtbedingungen ermöglicht. Sie alle – ob Sanitäter, Polizisten oder Soldaten – haben in unserer Demokratie eine wichtige Aufgabe, nämlich Schaden vom Einzelnen oder der Gesellschaft als Ganzes abzuwehren. Wenn also die Industrie, die sie dabei unterstützt, mit Bildungseinrichtungen zusammenarbeitet, ist dies aus unserer Sicht unverfänglich.


In einem alten Buch steht: "Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind." Weiter
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Papst Franziskus am 3.Juni 2019 bei einer Begegnung mit den Teilnehmenden der Vollversammlung der katholischen Hilfswerke für die Ostkirchen (ROACO).

Ähnlich Papst Franziskus auch am 21. Juni 2015: „Manager, Unternehmer die sich Christen nennen und die Waffen herstellen! Das macht mich ein bisschen misstrauisch: Sie behaupten, sie seien Christen!"  Was die Kirchen sonst zur Rüstung sagen: 1. Bischöfe, 2. Diözese, 3. GKKE, 4. Radio, 5. EKM, 6. EKHN, 7. EKD

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